EIN THEMA, DASS IMMER WIEDER ZU ANGEREGTEN DISKUSSIONEN FÜHRT ...

WURFTECHNIK

Gibt es wirklich die EINE richtige Wurftechnik beim Fliegenfischen ?!

“Der schlechte Werfer wird beim Fischen nie die Entspannung erfahren, die einem guten Werfer zuteil wird”

C. Ritz – Erlebtes Fliegenfischen

MEINE PHILOSOPHISCHE EINLEITUNG ZUM THEMA

Der entscheidende Moment

Es ist ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, wenn Du als Fliegenfischer den wundervollen Moment verspürst, dass Du die Flugschnur unter Kontrolle hast. Wenn Du das erste mal ganz bewusst die Kraft der Fliegenrute bemerkst. Wenn Du das erste mal das Laden und Entladen des Rutenblanks wirklich gezielt steuerst. Wenn Du die Flugschnur in einer engen Schlaufe in vollendeter Form durch die Luft bewegst. Du hast die Physik des Fliegenwerfens verstanden. Du hast die Bewegungsabläufe verinnerlicht. Das Timing  ist Dir in Fleisch und Blut übergangen.

DAS IST DER MAGISCHE MOMENT.

 

Ab jetzt kannst Du mit jeder Rute, mit jeder Flugschnur, mit jeder Vorfachlänge, mit jedem Fliegenmuster und in jeder Situation mit Deinem Material arbeiten - Du kannst Dich mit Leichtigkeit auf neue Parameter einstellen. Es geht dann irgendwann mal soweit, dass Du mit geschlossenen Augen die Flugschnur im Himmel bewegst und die Fliege zielgenau ablegen kannst ... 

 

Aber Du bist nie am Ende angelangt. Als Fliegenfischer lernst Du Dein ganzes Leben lang dazu. Die wirst immerfort Deine Technik üben und verfeinern wollen. Du wirst Dir ständig neue Fertigkeiten und Tricks aneignen. Es wird ganzheitlich eine abenteuerliche und spannende Beschäftigung mit Dir und den Naturgewalten sein.

UND NUN ZUM VERMEINDLICHEN PROBLEM

Die unterschiedlichen Wurfstile

In vielen Fachbüchern, Magazinen, Filmbeiträgen und wissenschaftlichen Abhandlungen werden ganz verschiedene Wurftechniken beschrieben. Diese werden dann auch von den vielzähligen Fly Fishing Associations ( Fliegenfischer Vereinigungen ) interpretiert und bewertet. In den Kursangeboten dieser Vereinigungen und den Schulungen der "freien" Fliegenfischer-Instruktoren kommen dadurch auch ganz verbohrte, ignorante, wilde, unnötige, praktische, hilfreiche, alte und neue Techniken zum Tragen. Aber was ist nun der wirklich richtige Stil beim Fliegenfischen? Wer entscheidet denn eigentlich für wen, was hier richtig oder falsch ist?

WAS WOLLEN WIR EIGENTLICH ERREICHEN ?

Ganz einfach. Die Fliege soll ins Ziel kommen !

Und am schönsten wäre es, wenn das ohne große Anstrengung funktionieren würde. 

Das alles ist möglich, die Wurftechnik wird vollkommen verinnerlicht und ohne darüber nachzudenken, stehen wir im Wasser und werfen wie von Zauberhand geführt wunderbare kleine und elegante Schnurschlaufen - legen das Vorfach mit der Fliege sanft wie eine Schneeflocke auf dem Wasser ab ... 

UND WIE ERREICHEN WIR DAS ?

KONTROLLE ÜBER RUTE UND SCHNUR

Und dabei ist es unbeschreiblich unwichtig, wie Du das anstellst oder welchen Namen Du dem Wurfstil gibst. Denn bei den Laien, wie auch bei den Profis und allen anderen Wurfakrobaten herrscht darüber  verwirrende Uneinigkeit auf ganzer Strecke. Die publizierten Meinungen ändern sich dann auch mal mit neuen Materialien auf dem Markt oder dem erhöhten CO2 Ausstoß des nordchilenischen Vulkangürtels im Frühsommer.

 

Grundsätzlich kann man aber der Einfachheit halber 2 unterschiedliche Wurfstile beim Fliegenfischen beschreiben:

Der traditionelle alte Wurfstil  - DER ENGLISCHE WURFSTIL

Der moderne neue Wurfstil - DER GEBETSROITHER WURFSTIL (Österreichischer Wurfstil oder Belgian Cast/ USA)

DREHPUNKT ELLENBOGEN

DER ENGLISCHE WURFSTIL

Die Flugschnur wird knapp am Körper vorbeigeführt, fast senkrecht (Gefahr bei Wind  - Haken) und bewegt sich gerade über der Rutenspitze beim Vor- und Rückschwung. Oberarm liegt am Körper locker an (Buch unter dem Arm). Drehpunkt ist der Ellenbogen. Der Arbeitswinkel bewegt sich zwischen 11 Uhr und 13 Uhr. Das Handgelenkt unterstützt die Aufladung der Rute leicht. Kurze Beschleunigungen enden mit harten Stopps vorne und hinten. Kürzere Wurfdistanzen bei sehr präzisen Würfen auch durch schmale Lücken hindurch sind möglich. 

Film folgt ...

DREHPUNKT SCHULTERGELENK  -  OBEN DRÜBER UNTEN DURCH

DER GEBETSROITHER STIL

Die Flugschnur wird seitlich abgekippt (ca. 45°) knapp am Körper vorbeigeführt (weniger Gefahr bei Wind  - Haken weiter vom Körper entfernt). Beim Vorschwung wird die Flugschnur von hinten oben 13 Uhr nach vorne gerade über die Rutenspitze bis 10 Uhr vorne unten gezogen. Beim Rückschwung wird die Schnur von vorne 10 Uhr in einer Ellipse unter der Rutenspitze bis hinten 13 Uhr nach oben geführt. Der Ellenbogen bewegt sich dabei von unten nach oben - ganz geschmeidig und wieder zurück. Der Oberarm steht etwa 45° vom Körper ab. Drehpunkt ist das Schultergelenk. Der Arbeitswinkel bewegt sich zwischen 10 Uhr und 13 Uhr schräg. Das Handgelenkt bleibt steif - die Rute ist verlängert bis zum Ellenbogen. Die Bewegung ist insgesamt sehr harmonisch beschleunigt, hat aber natürlich akzentuierte Stopps bei 10 und 13 Uhr. Lange Distanzwürfe bei viel Freiraum sind möglich.

Film folgt ...

WAS IST DIE BESTER METHODE ?

DIE KOMBINATION

Ich persönlich werfe eine Kombination aus beiden oder noch anderen Wurfstilen. Ich lasse mir nicht vorschreiben, welchen Stil ich werfen soll. Ich nutze den Gegebenheiten entsprechend den ein oder anderen oder ganz anderen Wurfstil, um zum Erfolg zu kommen. Für mich muss es einfach und unverkrampft sein. Ich muss meine Flugschnur und die Fliege unter Kontrolle halten, um präzise werfen zu können. Wenn es sein muss, dann nehme ich manchmal sogar nur die oberen Teile einer Rute (ohne Rolle und Griffteil) und werfe damit in unwegsamen Gelände, wenn die gesamte Rute zu lang ist. Man muss sich einfach nur zu helfen wissen und improvisieren können. 

 EINFACH MAL DIE FLUGSCHNUR SCHLEUDERN ...

THE JOY OF FLYCASTING

THE JOY OF FLYCASTING

Einfach mal die Flugschnur schleudern ...

(Bitte nicht verwechseln mit der tollen DVD von Michael Mauri)

Veröffentlicht am 18.02.2021

Bei Wind und Sturm wird das Werfen der Flugschnur zu einer wirklichen Herausforderung. Die Gefahr sich selbst zu haken ist groß. Die Böen kommen  vollkommen ungleichmäßig an. Trotzdem macht es sehr viel Spaß, wenn man die Strecke zuvor ruhig abgefischt hat, dann anschließend einfach mal ein wenig die Flugleine durch die Luft zu schicken - einfach so zum Spaß. Kein Lehrfilm. Kein Kommentar. Einfach nur eine ehrfürchtige Verneigung an das Fliegenfischen - es geht hier nicht um das Angeln alleine. Vielmehr sind es die erfüllenden Momente in der Natur - direkt im Wasser - wenn der Fliegenfischer seine Schnur dirigiert, sodass diese in wunderbarer Ästhetik und unter vollkommener Kontrolle die Fliege zum Fisch transportiert ... ( Man möge mir den Schreibfehler am Anfang des Videos verzeihen - Böhen=falsch - Böen, wäre richtig gewesen, mal sehen, ob es jemandem auffällt und ob jemand bemerkt, dass ich unter der Brücke vollkommen verblödet mein 1. Rutenteil lustig in den Fluss schnicke und direkt hinterher noch einen Schwung mache und mich wundere, dass die Rute kein Power mehr hat :O)